Literaturfestival Eifel 2024

Nobelpreisträger, Bestsellerstürmer, Kultautoren: Alle zwei Jahre verwandelt das Eifel-Literatur-Festival die Eifel in ein „Mekka für Literatur“.
Mit „Sternstunden für Leser“. 2024 mit rundem Jubiläum: „30 Jahre – von 1994 bis 2024“. Gegründet lange vor jedem Boom der Literaturfestivals deutschlandweit!  Die erste Garde der Literaturwelt kommt in die Eifel! Seien Sie dabei! Literatur live – 2024!

Elke Heidenreich ist seit 2006 ein Publikumsmagnet des Eifel-Literatur-Festivals, mit „ausverkauft“-Garantie. Das ist am 24. Mai in der Bitburger Stadthalle nicht anders. Nachstehend das Interview mit ihr. Ich freue mich am 24. Mai ihrer Lesung beiwohnen zu dürfen. red/JANINE ATZERT

Interview mit Elke Heidenreich. In ihrem Buch „Ihr glücklichen Augen erzählt Elke Heidenreich in kleinen Kapiteln von ihren Reiseerlebnissen in unterschiedlichen Städten.  Ihr Buch ist kein typischer Reiseführer – vielmehr eine Mischung aus schlauer machenden Fakten, einem Sich-Hineinversetzen-Können und dem Wecken von Neugier. Es lebt von den Begegnungen mit den Menschen auf Ihren Reisen.

ELKE HEIDENREICH Schön, dass Sie das sagen, denn so reise ich eigentlich auch. Ich mache es nicht so, dass ich vorher alles über mein Reiseziel lese. Ich weiß so ungefähr, was mich erwartet, und dann gehe ich einfach los und gucke und lasse es auf mich zukommen. Ich bin kein Reisender, der perfekt vorbereitet ist. Ich habe nur eine ungefähre Ahnung.

Aber Sie eignen sich vor der Reise einige Worte in der jeweiligen Landessprache an?

ELKE HEIDENREICH Das versuche ich immer. Man sollte „bitte“ und „danke“ und „was kostet es“ sagen können und in welchem Hotel man wohnt, so ein paar Sachen kann ich schon. „Ja“ und „nein“ und „guten Morgen“ und „guten Abend“ und so was.

Macht Sie das Warten auf den Flieger oder verspätete Züge nicht nervös und Sie denken sich: Wäre ich mal besser daheim geblieben?

ELKE HEIDENREICH Nein, das ist bei mir nicht so. Aber ich bin ja viel auf Lesereisen im deutschsprachigen Raum. Wenn da eine Bahn zu spät kommt, werde ich nervös, weil ich hab ja dann einen Job und das muss funktionieren. Aber wenn ich meine eigenen kleinen Reisen mache – ich reise meist nicht länger als fünf, sechs Tage –, dann habe ich vor Ort keine Verpflichtung. Dann bin ich ganz frei und dann macht es mich nicht nervös. Ich habe immer was zu lesen dabei, dann setze ich mich hin, trinke ein Glas Wein und warte ab, wie es dann weitergeht. Aber ich muss gestehen, dass ich viel Glück im Leben hatte. Ich war oft auf Kreuzfahrtschiffen eingeladen, um Lesungen zu veranstalten. Dafür bekam ich diese Reisen spendiert und wir legten in den tollsten Häfen an. Da musste ich mich um gar nichts kümmern, das ist dann natürlich leichter.

Seit fast 30 Jahren ist Tom Krausz Ihr „perfekter Reisebegleiter“. Was macht jemanden dazu?

ELKE HEIDENREICH Ich habe Tom kennengelernt, als ich damals ein Kinderbuch über Pinguine geschrieben habe und die Zeitschrift „Brigitte“ mich seinerzeit nach Neuseeland geschickt hat, um einen Bericht über echte Pinguine zu schreiben. Tom sollte die Fotos machen, und wir lernten uns erst am Flughafen kennen. Innerhalb der ersten fünf Minuten waren wir Freunde. Wir haben sofort gewusst: Wir passen zusammen. Ich bin quirlig, er ist ruhig. Er ist ein unendlich geduldiger und freundlicher Mensch – viel freundlicher als ich! Er bringt Ruhe rein, ist verlässlich, findet immer die Wege, fährt das Auto. Wir haben mittlerweile sehr viele Bücher zusammen gemacht. In Wales haben wir alle Kneipen besucht, die der Dichter Dylan Thomas besucht hat – denn der war ein großer Säufer. Und dort haben wir auch gesoffen und auf dem Grab von Dylan Thomas eine geraucht und Whisky getrunken. All das kann man mit Tom wunderbar machen. Wir sind über diese gemeinsame Arbeit richtige Lebensfreunde geworden. Er war ein Glücksfall in meinem Leben.

Machen Sie typische Fehler beim Kofferpacken: zu viel, zu wenig, das Falsche?

ELKE HEIDENREICH Man packt immer zu viel ein. Aber das belastet. Ich habe gelernt: Man muss den Koffer selber ins Gepäcknetz heben können. Wenn ich da jedes Mal einen Kerl für brauche, ist das schon schlecht Man muss selbstständig sein, das ist für mich immer ganz wichtig.

In Ihrem Buch schreiben Sie: „Von jeder Reise nimmt man etwas mit für das tägliche Leben.“ Kennen Sie das Phänomen, dass man Dinge, die man vor Ort super findet, zu Hause gar nicht gebrauchen kann? Haben Sie daraus gelernt oder fallen Sie auch heute noch darauf rein?

ELKE HEIDENREICH Klar falle ich auf so was rein! Es gibt immer so Sachen, die einen verführen, weil sie so schön aussehen. Ich habe mir zum Beispiel in China eine schöne Bluse gekauft, wie die Chinesinnen sie tragen. Die hatte ich nicht ein einziges Mal an. Sie sind 81 Jahre alt. Wenn man schon so viel gesehen hat wie Sie – können Dinge Sie noch beeindrucken oder werden Sie schneller ungeduldig oder gelangweilt?

ELKE HEIDENREICH Ich war mein Leben lang ungeduldig und ich bleibe es auch im Alter. Aber ich kann immer noch staunen und mich wahnsinnig freuen über schöne Sachen. Gerade jetzt, wo Frühling ist und alles blüht. Ich gehe durch den Wald und bin einfach nur glücklich und sage innerlich „danke“, dass ich in einem so friedlichen Land leben darf wie diesem hier. Oder wenn ich in Venedig bin, packt es mich jedes Mal wieder. Das wird nie weggehen, dass ich dankbar bin und staune über die schönen Dinge, die ich erleben und sehen darf. Aber die Kräfte lassen nach. Ich merke, dass ich körperlich nicht mehr so stabil bin und früher müde werde. Das bringt das Alter mit sich.

Sie sind erklärte Gegnerin der gendergerechten Sprache. Haben Sie die Hoffnung, dass das mit dem Gendern bald wieder vorbei ist?

ELKE HEIDENREICH Natürlich habe ich die. Das hört wieder auf – ich bin ganz sicher. Kein Mensch mag das leiden. Das ist keine Sprache, das ist entsetzlich. Es ist grammatikalisch falsch, das ist idiotisch. Wir müssen für Gleichberechtigung kämpfen, aber nicht, indem wir die Sprache verhunzen. Mit mir ist das nicht zu machen. Ich werde zwar oft deshalb angegriffen, aber das ist mir egal. Ich hab‘ ja gern immer ein bissel Krach.

Müssen wir Angst haben, dass Sie jemals anfangen, Krimis zu schreiben?

ELKE HEIDENREICH Nein, ich werde nie einen schreiben! Ich lese auch keine, das interessiert mich literarisch nicht. Ich habe gerne eine gute Sprache, eine gute Geschichte – aber ich will nicht wissen, „wer es war“. Ich finde auch, dass das Fernsehen überschwappt mit Krimis und Kochsendungen. Da könnte mal ein bisschen mehr Kultur stattfinden.

Apropos Kultur: Was erwartet uns denn bei der Lesung in Bitburg?

ELKE HEIDENREICH Ich habe den Pianisten Marc-Aurel Floros dabei, der zwischen den Geschichten aus dem Buch „Ihr glücklichen Augen“ die passende Musik zu den jeweiligen Ländern macht, damit man zwischendurch darüber nachdenken kann. Es gibt leichtere und schwerere Geschichten. Auch aus dem neuen Buch „Frau Dr. Moormann & ich“ werde ich lesen.

Das Gespräch führte mit ihr Karin Pütz